Karneval erklärt
Beim Karneval geht es um mehr als nur Fleisch.
Obwohl sich die Bezeichnung „Karneval“ bis in das Lateinische zurückverfolgen lässt, was soviel wie „Fleischwegnahme“ als Hinweis auf die beginnende Fastenzeit bedeutet, steckt heutzutage in Deutschland noch vielmehr dahinter: Party, Spaß, Narretei, Lokalpatriotismus, die Erinnerung an die französische Besatzung im 19. Jahrhundert sowie die Vertreibung des Winters.
Wir feiern Karneval
Karnevalskostüme
Mit dem Karnevalsfest, welches regional auch als Fastnacht oder Fasching (in Sachsen und Brandenburg) bezeichnet wird, soll der Winter ausgetrieben werden. Die Leute besinnen sich in dieser so genannten „Fünften Jahreszeit“ vor Aschermittwoch wieder ihrer Lebensfreude, gehen wieder raus auf die Straße, tauschen die graue Winterkleidung wieder gegen bunte Klamotten. Im Zentrum stehen dann verschiedenste Bräuche, die noch mit den Heiden und schließlich den Christen und ihrer Fastenzeit in Verbindung gebracht werden. Es geht dabei um Tänze, Kostüme und Scheinkämpfe.
Gerade letztere haben mit der Erinnerung an die französische Besatzung zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu tun. Währenddessen entstand auch die Karnevalszahl „11“: Sie ist ein Symbol und steht für die Einheit und Gleichheit aller Narren. Immerhin steht bei der Zahl „11“ schließlich 1 (Narr) gleichberechtigt neben 1 (anderen Jeck). Außerdem steht die „ELF“ seit der Französischen Revolution von 1789 für Egalité (Gleichheit), Liberté (Freiheit) und Fraternité (Brüderlichkeit). Besondere Bedeutung hat die „11“ für die Stadt Köln, welche ja längere Zeit unter französischer Besatzung stand.
Karnevalshochburg
Und genau das verdeutlicht den Lokalpatriotismus, der für den Karneval so typisch ist. Denn Karneval feiert man am besten am Rhein. In Mainz, Bonn, Köln, Aachen oder Düsseldorf. Dabei sollten sich fremde Narren jedoch gut bei den Karnevalsrufen auskennen. Während nämlich die Jecken in Bonn, Köln und Aachen „Alaaf“ (oder „Allaf“) rufen, erntet man bei Verwendung dieses Wortes schnell mal schräge Blicke in Mainz oder Düsseldorf, wo die Karnevalisten den Gruß „Helau“ bevorzugen. Die Sprachwissenschaft rätselt noch heute, ob „Helau“ vom englischen „Hello“, von „Halleluja“ oder von „hellblau“ (für Halbtrunken) abstammt. Bei „Alaaf“ ist das Wissen schon genauer: Dieser Narrenruf kommt nämlich aus dem rheinischen Dialekt und bedeutet soviel wie „nichts geht über“, was zugleich zeigt, wie stolz die Narren auf ihren Brauch sind.
Karnevalsbeginn
Denn die Narretei zu Karneval, dem Sonntag vor Aschermittwoch, lebt von Spaß und Party. Am 11.11. des Vorjahres geht’s los. Die Karnevalisten werden dadurch auf das Anstehende eingestimmt. Im Januar starten dann die letzten Vorbereitungen. In der zweiten Januarwoche wird der Karnevalsprinz proklamiert, das alte Dreigestirn macht dem neuen Platz. Danach folgen die täglichen und unzähligen Saalsitzungen sowie karnevalistischen Veranstaltungen in Altenheimen, Krankenhäusern bis hinein in die Schulen. Es gibt auf einmal überall Maskenbälle und kurze Zeit später die Weiberfastnacht. Mit ihr kommt der Karneval schließlich auf die Straßen und somit zum gemeinen Volk. Ab dem Karnevalssonntag bewegen sich die Schull- und Veedelszöch durch die Gassen. Der Rosenmontagszug ist ein jährliches Highlight in Köln. Gemäß dem Motto des Karnevals werden die Kostüme gestaltet. Die rote Pappnase taucht dabei immer wieder auf. Dieser Brauch zur Gesichtsbedeckung wird auf den Harlekin aus dem 17. Jahrhundert zurückgeführt.
Im Florenz des 15. Jahrhunderts und später in Venedig wurde der Karneval zum glanzvollen Ereignis. Seit dem 17. Jahrhundert kam er über Frankreich vor allem in den tiefen Westen Deutschlands. Im 19. Jahrhundert machte besonders die Stadt Köln den Karneval zur Schau.
International sind die Karnevalsbräuche des Verkleidens und Maskierens sowie der Spaßfaktor ebenso von Bedeutung. Davon zeugt die international übertragene Show aus Rio de Janeiro, oder das eher erotische „Mardi Gras“ im Süden der U.S.A.
Karneval ist weltweit „in“. Karneval ist ein Menschen- und TV-Ereignis. Jeder, der also etwas den Narr oder Jeck in sich trägt, der sollte mindestens einmal im Leben daran Teil genommen haben. Auf dann mit einem fröhlichen „Helau!“ oder „Alaaf!“